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Erfolgsfaktoren und Herausforderungen von M&A-Transaktionen zwischen Deutschland und der Türkei

Deutschland und die Türkei pflegen über Jahrzehnte vielseitige und intensive Beziehungen. Für eine erfolgreiche Transaktion sollten bestimmte Erfolgsfaktoren und Herausforderungen berücksichtigt werden, die auf den fünf Ebenen der Unternehmenstransaktion zu finden sind.

Auf der wirtschaftlich ökonomischen Ebene geht es darum, die Attraktivität des Zielunternehmens und des Ziellandes zu messen beziehungsweise einzuschätzen sowie die Finanzierung der Transaktion sicherzustellen. Zur Messung der Attraktivität des Zielunternehmens und des Integrationserfolges können neben einzelnen Kennzahlen auch verschiedene mathematisch-statistische Analyseinstrumentarien, wie zum Beispiel die Multiple Diskriminanzanalyse oder der „Plan-Ist-Vergleich“ angewendet werden. Je nach Motivation des Erwerbers, kann die Attraktivität des Ziellandes eine höhere Priorität als die des Zielunternehmens aufweisen. Für die Einschätzung der Attraktivität des Ziellandes stehen diverse Konjunkturindikatoren, wie zum Beispiel das Bruttosozialprodukt, die Inflationsrate oder die Zinsstrukturkurve, zur Verfügung.

Für die Akquisitionsfinanzierung stehen in beiden Ländern die üblichen Finanzierungsinstrumente (Senior Loan, Mezzanine, Eigenkapital) zur Verfügung. Ein noch eher unbekanntes Finanzierungsinstrument ist das auf der islamischen Wirtschaftsethik basierende „Islamic Banking“. Ein Unterschied bei der Besicherung von Krediten durch Grundpfandrechte ist, dass das türkische Recht zwischen einer Grundschuld und Hypothek nicht unterscheidet, sondern nur von der Hypothek (ipotek) spricht, die akzessorisch ist und daher wieder gelöscht werden muss, wenn die Forderung beglichen ist.

Auf der prozessualen und strukturellen Ebene werden entlang den drei Transaktionsabschnitten Planung, Durchführung und Integration die bei Transaktionen bevorzugten strukturellen Elemente behandelt. Es stellt sich heraus, dass vor allem während der Due-Diligence-Phase und der Verhandlungsphase es zu großen Herausforderungen kommt. Während der Due Diligence gibt es bei der Beschaffung von vollständigen und fehlerfreien Informationen und Unterlagen noch Schwierigkeiten. Während der Verhandlung selbst liegen die Herausforderungen insbesondere bei der Preisfindung. Verhandlungen sind grundsätzlich ein Prozess des Gebens und Nehmens. Daher sollte man gut vorbereitet aber auch entsprechend kompromissbereit in die Verhandlungen eingehen.

Auf der rechtlichen Ebene werden die rechtlichen Rahmenbedingungen, die zweifelsohne sehr wichtig für die Unternehmenstransaktion sind, angesprochen und wichtige Bestimmungen der Länder miteinander verglichen. Die zwei gängigsten Rechtsformen bei Unternehmenstransaktionen sind die Aktiengesellschaft bzw. Anonim Şirket und die GmbH bzw. Limited Şirket. Festzustellen ist, dass nach den jüngsten Reformen in der Türkei die Gesetze den europäischen und vor allem den deutschen Regelungen angepasst wurden. Dabei wurde vor allem das türkische Handelsgesetzbuch in Bezug auf Unternehmenstransaktionen neugestaltet.  Unter anderem wurde das Umwandlungsgesetz erweitert. Zudem wurde das Doppelbesteuerungsabkommen neu aufgesetzt. Im Übrigen wurden, die in einigen Schriften noch fälschlicherweise dargestellten Bestimmungen, nach denen mindestens ein Vorstandsmitglied einer Anonim Şirket bzw. ein Geschäftsführer einer Limited Şirket türkischer Staatsbürger mit ständigem Wohnsitz in der Türkei mit Hochschulstudium sein musste, bereits in 2012 aus dem Gesetzbuch rausgestrichen.

Auf der kulturellen Ebene werden zum einen die wesentlichen Unterschiede der deutschen und türkischen Kultur betrachtet, welches eine gewisse interkulturelle Handlungskompetenz voraussetzt. Es gibt durchaus kulturelle Unterschiede zwischen beiden Gesellschaften, die eine Unternehmenstransaktion zum Scheitern bringen oder sehr erschweren können. Umso erfreulicher ist aber, auch im Hinblick auf eine internationale Unternehmenstransaktion, die Erkenntnis, dass Kultur nicht angeboren sondern erlernt ist. Jedes Kind lernt kulturelles Verhalten durch seine Umgebung und nimmt deren Verhaltensregeln und Normen unbewusst an. Je nachdem in welchem Umfeld man aufgewachsen ist, ob in einer Großstadt oder auf dem Land, ob in der Familie oder allein, prägt es das kulturelle und soziale Verhalten. Da aber die Umgebung auch ähnliche Verhaltensweisen aufzeigt, wird man sich dieser Prägung nicht sehr bewusst. Erst wenn der Mensch sein vertrautes Umfeld verlässt, nimmt er die eigene soziokulturelle Prägung überhaupt wahr.

Um also eine Unternehmenstransaktion zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen erfolgreich durchführen zu können, sollte man wissen, welche Diskrepanzen die Kulturen aufweisen und in der Lage sein durch entsprechendes Handeln die Unterschiede zu nutzen.Verständnis, Respekt und Wertschätzung sind dabei die Schlüsselbegriffe.

Auf der politischen Ebene werden die möglichen Auswirkungen politischer Unruhen auf eine Unternehmenstransaktion betrachtet.  Unternehmenstransaktionen werden sehr stark von regulatorischen und politischen Faktoren beeinflusst. Zur Beurteilung der politischen und regulatorischen Situation eines Landes sollten zuverlässige Informationsquellen herangezogen werden. Rankingsysteme von international anerkannten Organisation, (.z.B. The World Bank und OECD) zur Einschätzung der politischen und regulatorischen Situation der Länder, können dabei helfen.

Das „Doing Business Economy Ranking“ beispielsweise ist ein Rankingsystem der Weltbank und misst für 190 Länder in zehn Bereichen die regulatorischen Bedingungen für die Gründung und den Betrieb eines lokalen Unternehmens. Das Ranking basiert auf 41 einzelnen Indizes, die bis zum Juni 2017 ausgewertet wurden. Je besser das Ranking umso besser sind die regulatorischen Bedingungen des Landes. Deutschland nimmt im Gesamtranking den 20. Platz ein. Türkei schafft es auf den 60. Platz. China steht vergleichsweise auf Platz 78.

Ein weiteres Rankingsystem ist der Foreign Direct Investment Openess-Index (FDI Openess-Index) der OECD. Der FDI Openess-Index misst die Restriktivität der Regeln für ausländische Direktinvestitionen eines Landes , indem er in 42 Wirtschaftssektoren vier Haupttypen von Beschränkungen betrachtet: Beschränkungen für ausländische Beteiligungen; diskriminierende Screening- oder Genehmigungsmechanismen; Beschränkungen für ausländische Schlüsselpersonen und Betriebsbeschränkungen. Die Türkei weist im Primärsektor sowie in den Sektoren Fischerei, Finanzdienstleistungen, Banking und Sonstige Finanzleistungen einen besseren Wert als Deutschland auf. Deutschland hingegen ist in den Sektoren Bergbau, Dienstleistungen, Transport, Maritim, Luft, Medien, Rundfunk und Fernsehen, Business Services, Accounting & Audit sowie im Immobiliensektor offener für ausländische Direktinvestitionen.

Gerne leisten wir unseren Beitrag und Bilden die Brücke für Ihren Unternehmenserfolg.